02.01.2010
Märkische Oberzeitung "Asyl für edle Tropfen"
Pressestimmen
Wie alle Reichtümer sind auch wertvolle Weine von Verlust und Verfall bedroht. Falsche Lagertemperaturen oder zerbröselnde Korken können das Leben selbst der teuersten Tropfen vorzeitig beenden. Als Heimstatt für edle und alte Weine bietet sich nun Deutschlands erste „Weinbank" in Hattenheim bei Wiesbaden an.
„Wir haben immer wieder Kunden, die rare Weine mit einem hohen Lagerpotenzial kaufen", berichtet Christian Ress, Winzer und Gründer der Hattenheimer „Weinbank". Doch nicht jeder Weinliebhaber habe zu Hause auch die Möglichkeit, derartige Weine optimal zu lagern. So sei die Idee entstanden, Kunden einen Weinkeller anzubieten, in dem die guten Tropfen sich in aller Ruhe entwickeln können.
Organisatorisch hat die „Weinbank" manche Anleihe an einer echten1 Bank gemacht. Mit einer Chipkarte kann der Kunde sich Zugang zum Weinkeller verschaffen- Einige Meter unter der Erde öffnen sich dann mehrere Gewölbe mit insgesamt 223 verschieden großen Schließfächern. Stabile Gitter schützen die Weine vor Einbrechern.
„Hier unten herrschen zwischen 13 und 15 Grad Celsius und damit optimale Temperaturen für die Lagerung von Wein", erklärt der 35-Jährige: „Dazu kommt eine Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 70 Prozent." Um die kostbaren Weine vor der gefürchteten Korkmotte zu schützen, wurden entsprechende Sicherheitssysteme eingebaut.
35 Flaschen fassen die kleinsten Schließfächer. In die drei größten gehen zwischen 2700 und 5500 Raschen hinein und sie sind begehbar. Eines davon konnte Weinbanker Ress bereits an einen US-Unternehmer vermieten, der das Fach mit 1400 Flaschen Rheingauer Riesling füllen ließ. Doch es müsse kein Rheingauer Wein sein, der in der „Weinbank" sicher verwahrt wird, betont Ress: „Wir freuen uns, wenn hier großartige Weine aus aller Welt eingelagert werden."
Eingerichtet wurde die „Weinbank" in einem historischen Weinkeller, dessen ältester Teil aus dem 17. Jahrhundert stammt. Der Fußboden besteht teils aus poliertem Rheinschiefer, teils aus Quarzit-Steinen. „Das sind die Mineralien, die auch unsere Weine beeinflussen", erklärt Ress.
Die „Weinbank" soll nach dem Willen ihres Erfinders nicht nur ein sicherer Platz, sondern auch Ort der Begegnung für Weinliebhaber sein. Sobald ein Besucher die Räume betritt, schaltet sich die Beleuchtung automatisch ein und es erklingt stimmungsvolle Musik. Eine Theke ist vorhanden, an der die Weine gleich vor Ort geöffnet und verkostet werden können.
39 Euro Miete im Monat kostet das kleinste Fach. Der Mietpreis für die begehbaren Schließfächer wird vom Eigner mit Diskretion behandelt.
Als Zielgruppen nennt der Winzer vor allem Unternehmer aus dem nahen Rhein-Main-Gebiet, die im Rheingau Gäste oder Geschäftsfreunde bewirten wollen. Darüber hinaus richte sich die Bank an „Weinfreaks", die sich mit Freunden in Hattenheim einfinden, um dort gemeinsam edle Tropfen zu verkosten. „Wir wollen diesen Keller mit Leben füllen", sagt Ress: „Wir hoffen, dass das ein Klub wird, in den interessante Leuten kommen." (AP)