22.05.2007
Wiesbadener Kurier - "Seehofer lässt den Wein sprechen"
Pressestimmen
RHEINGAU Noch flattern die Flaggen der EU-Mitgliedsstaaten an den Rebstöcken auf dem Hallgartener Schönhell. Doch bald werden die bunten Hoheitszeichen von Schildern mit eingravierten Namen der 27 Agrarminister der EU ersetzt. Statt Blumen ließ Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer beim Ministertreffen den Wein sprechen. Damit übergab der CSU-Mann als amtierender Vorsitzender des EU-Agrarministerrats beim informellen Ausflug in den Rheingau seinen Kollegen ein Geschenk von nachhaltigem Wert. Plus Urkunde, die eine dreijährige Patenschaft begründet.
Die Geste Seehofers freut besonders Stefan Ress. Schließlich bewirtschaftet der Besitzer des Hattenheimer Weinguts Balthasar Ress den Hallgartener Schönhell und hält künftig mit den Vertretern der Europäischen Union mindestens einmal im Jahr Kontakt. Patenschaft hat nämlich nichts mit mühseliger Ernte zu tun. Stattdessen schickt Ress den Ministern eine Flasche Wein per Post.
Nach stundenlangen Diskussionen unter anderem über die neue Weinmarktverordnung, über die 500 Millionen Euro zur Verwaltung von Überschüssen, letztlich zur Destillierung von Schnaps, oder das Nachsüßen von Wein lockerte das Überraschungsgeschenk im Weinberg deutlich die Stimmung. Schließlich passte bei einem Glas Wein in der Hand und einer wunderbaren Aussicht auf das Rheintal und seine Schlösser auch das "Drumherum". Besonders freute sich Stefan Ress über die anerkennenden Worte von Horst Seehofer. Der begeisterte Minister sagte optimistisch voraus: "So müssen informelle Treffen sein. Dabei werden häufig schneller Ergebnisse erzielt als bei Sitzungen."
Im Weingut von Balthasar Ress wurde der kulinarische Part des informellen Agrargipfels geboten. Heimisch fühlten sich der Österreicher Josef Pröll, der aus einer Winzerfamilie stammt, und Fernand Boden aus Luxemburg, der einen Wingert betreibt. An den Sorgen der "Basis" war wiederum EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel interessiert, die sich bei Stefan Ress über die Chancen und Schwierigkeiten eines Familienbetriebs erkundigte. Heute mittag löst sich der Gipfel auf - damit auch die von Polizeistreifen begleiteten Konvois im Rheingau.