21.02.2008
Wiesbadener Kurier - "Leere Teller, so weit das Auge reicht"
Pressestimmen
WIESBADEN
Swingende Klänge statt hämmernder Beats, dezente Beleuchtung und leere Teller: Wenn 120 Gäste dem Vier-Gang-Überraschungsmenü der „Hofköche" frönen, mausert sich die große Veranstaltungshalle des Schlachthofs zum Gourmet-Tempel. Der nächste Termin ist der 11. März
Von Christina Oxfort
Der mit 21 Euro sicherlich sehr preiswerte Essens-Ge-nuss, der in Anlehnung an die einstige Disco im Schlachthof unter dem Namen „Milde Sorte" firmiert, hat seit sechs Jahren seine Fans. Neue und solche, die immer mal wiederkommen und an Biertischen und auf gepolsterten Bänken Platz nehmen. Einmal im Monat genießen sie die kulinarischen Köstlichkeiten, die das von Marc Stöver und Christoph Holderrieth geführte Catering-Unternehmen „Die Hofköche" üblicherweise bei Veranstaltungen wie etwa dem Neujahrsempfang der IHK, bei Events und privaten Feiern offeriert.
Die Devise lautet: Maximaler Genuss bei Verzicht auf teure und exotische Zutaten, stattdessen werden lokale Produkte ideenreich und experimentierfreudig in Szene gesetzt. Es ist nicht zu übersehen, dass die Spinat-Lammfleischtasche mit gelbem Krautsalat, die das 65. Überraschungsmenü eröffnet, ankommt. Leere Teller, so weit das Auge reicht. Christoph Holderrieth schätzt diesen Anblick ebenso wie den persönlichen Kontakt zum Gast, der für den 41-jährigen Caterer ein eher seltenes Vergnügen ist. Fünf Mitarbeiter in der Küche, sechs im Service, zwei an der Bar - für das Wohlbefinden der jungen wie älteren Gäste wird unaufdringlich und effizient gesorgt.
Den Studenten am Tisch mundet das Essen, das sie sich - „wenn's die Kohle erlaubt" - gerne noch einmal leisten wollen. Die Apfel-Zwiebel-Currysuppe mit Käsebällchen hat es ihnen angetan, das knusprige Baguette wird glücklicherweise immer wieder neu geliefert. Zum Herunterspülen bieten sich Rheingauer Riesling aus dem Weingut Ress an, Rotwein, Bier oder Softdrinks - alles zu Preisen, die einem nicht auf den Magen schlagen. Das gilt auch für das Aperitif-Angebot, den „Rheingauer Leichtsinn mit Holunderblüten", der sich mit 2,80 Euro fürs 0,1-Liter-Glas nicht verstecken muss.
Schweinefilet mit Garnele und Zitronengras-Sauce, Erbsenpüree und Süßkartoffeln bildet den Hauptgang und krönende vorläufige Abschluss des Dinners, der nur noch vom Schokoladenkuchen mit Ingwersauce übertroffen werden kann. Keine Frage, es mundet. Die Saucenreste werden mit jenem bereits erwähnten Baguette derart sorgfältig „vernichtet", dass um die Glasur der Teller gebangt werden muss. Längst ist die Stimmung in dem trotz seiner zwölf Metern Höhe recht gut geheizten Saal von Wohlfühl-Atmosphäre geprägt, vergessen ist die Anreise über die wegen der Arbeiten am Schlachthof von Schotter übersäten Wege und das Betreten des Veranstaltungsraumes durch einen dicken Plastikvorhang, der zweifellos schon bessere Tage gesehen hat. Ob die drei verliebten Paare, die „Die Hofköche" eventuell mit der Ausrichtung ihres Hochzeitessens beauftragen wollen und quasi zur Probe an dem Dinner teilnahmen, zufrieden waren, bleibt vorerst ihr Geheimnis. Die stets schnell ausgebuchten Überraschungsmenüs - das nächste ist am Dienstag, 11. März, - sprechen jedoch eine deutliche Sprache.