14.11.2006
Wiesbadener Kurier
Pressestimmen
RHEINGAU 1 700 Flaschen Wein, zwei 82 Meter lange Tafeln, 500 Gäste: Die 20. Glorreichen Rheingau Tage sind bei der Riesling-Gala mit neuem Rekord zu Ende gegangen. Der Verband deutscher Prädikatsweingüter hatte so viele Veranstaltungen im Programm wie noch nie.
Für die jungen Leute der Hotelfachschule Villingen-Schwenningen hat der Tag früh begonnen. Gegen sechs Uhr morgens hat sie ein Bus zu Hause abgeholt. Jetzt ist es 19 Uhr, die weißen Schürzen haben sie gegen Jeans getauscht, alle sind erschöpft. Ehe es wieder auf den Heimweg geht, holen sie sich ihr Lob ab: "Ihr wart klasse", sagt Egbert Engelhardt. Der Koch, früher Küchenchef im legendären "Grauen Haus" in Winkel, hat gemeinsam mit Kollegen und den Hotelfachschülern sechs Stunden Höchstleistung bei der Riesling-Gala im Laiendormitorium von Kloster Eberbach hinter sich: Sechs-Gänge-Menü für 500 Teilnehmer, zu jedem Gang zwei verschiedene Weine, Sekt und Edelsüße zum Dessert. Ein Einsatz für 100 Leute in Küche und Service.
Drei Monate vorher haben die Köche begonnen, das Menü zu komponieren und aus 150 Weinen die passenden auszusuchen. Am Gala-Tag ist alles Teamarbeit, auch in der Küche. "Da muss ein Zahnrad ins andere greifen," erklärt Rolf Laudenbach, mit Engelhardt und Kazuya Fukuhira Mitgesellschafter der Gastronomiefirma "Consortium" in Wiesbaden. Wie im Akkord werden hunderte von Tellern hergerichtet, verziert, bis alles passt, auch fürs Auge. Neben Laudenbach und Fukuhira haben auch Matthias Böhler (ehemals Schloss Vollrads) und Josef Laufer (Juniorchef im "Krug" in Hattenheim) Gänge des Menüs gekocht. Erstmals dabei ist Stefan Marquard aus München, bekannt als Fernsehkoch bei RTL, seine Koch-Crew ist an den schwarzes T-Shirts zu erkennen, er selbst am roten Kopftuch.
Aber eigentlich sollen die Weine gefeiert werden, darunter viele Erste Gewächse aus Rheingauer VDP-Betrieben. "Wir freuen uns jedes Jahr auf die Gala, nach einer schwierigen Lese wie diesmal ganz besonders", sagt Wilhelm Weil, Chef und Mitinhaber des Kiedricher Weingutes Robert Weil und Vorsitzender des VDP Rheingau. Hessens Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel sieht in den Glorreichen Tagen ein wichtiges Ereignis für den gesamten Rheingau: "So etwas nutzt allen."
Die insgesamt 34 Veranstaltungen hauptsächlich in Rheingauer VDP-Weingütern haben vor allem einen Marketing-Effekt, das große Geld ist mit aufwändigen Weinproben und Menüs nicht zu machen. Der VDP ist froh, wenn nach der Abrechnung der Gala keine roten Zahlen übrig bleiben Die einzelnen Betriebe setzen während der Glorreichen Tage auf unterschiedliche Konzepte. "Kleinere Veranstaltungen gehen besser", meint Dieter Greiner, Chef der Hessischen Staatsweingüter. Seine Erfahrung: Bei Weinprobe und Essen muss nicht immer Kulturprogramm dabei sein. Das Weingut Balthasar Ress in Hattenheim serviert sein seit Jahren aufwändiges Menü- und Showprogramm zweigeteilt: Für die After-Dinner-Party im Weinkeller werden Karten für 29 Euro verkauft. Seniorchef Stefan Ress freut sich: "Da kommen sehr viele Leute, die bei den Glorreichen Tagen sonst nicht dabei wären."
Und während er und seine Kollegen schon das nächste Jahr im Auge haben, gibt es im Laiendormitorium Riesenbeifall für Weine, Service, Küchenbrigade, Musiker (Bernd Hans Gietz Trio und die Wiesbadener Juristenband) und den größten Blumenstrauß für Ingrid Datt, die Chef-Organisatorin hinter den Kulissen.
Die Hotelfachschüler, die sechs Stunden lang viele Kilometer weit auf den Beinen waren, bekommen noch ein Care-Paket mit auf den Heimweg, und die Köche treffen sich zum Essen: "Ein schönes Schnitzel mit Kartoffeln", verrät Rolf Laudenbach.
Bericht von
Ulrike Würzberg
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